Während dem Autofahren auf der Autobahn höre ich Musik. Ich konzentriere mich auf die Geschwindigkeit, auf die restlichen Autos um mich herum. Drehe die Musik lauter und höre, wie der Bass die Beifahrertür zum Beben bringt. Die Melodie dringt in meine Ohren, ich versuche innerlich den Text zu übersetzen. Ich sehe mir für eine Sekunde den Himmel an, er strahlt in einem leichten Orangeton. Die Sonne im Rückspiegel leuchtet knallrot, es ist einer der schönsten Anblicke, die ich liebe. Mich überkommt ein leichter Schauer, das Wetter beeinträchtigt meine Gefühle. Ich denke zurück, wie weit genau kann ich nicht sagen. Eine Art des Leerseins und Kälte überschüttet mein inneres Ich. Drehe die Musik noch ein wenig auf, ich versuche meine Gedanken in eine lesbare Sprache zu verfassen. Leben ist kostbar, trotzallem ist es eine nicht vollendete Herausforderung, es als real zu betrachten. Mein Blick wandert erneut in den Rückspiegel, hinter mir sehe ich ein paar Autos, die mich innerhalb weniger Sekunden auf der linken Spur der Fahrbahn überholt haben. Ich bin alleine. Die Welt dreht sich, doch mein Dasein spielt sich auf einem einzigen Fleck ab. Stell mir täglich vor, meine Umgebung umzingelt mich mit einem Elektrozaun, der höher als die Wolken ist. Trete ich einen Schritt zu weit, wache ich in meinem Bett auf und werde den selben Weg noch einmal gehen. Die nächste Ausfahrt fahre ich ab, eine halbe Stunde Landstraße und unzählige Dörfer stehen mir bevor, bis ich in die Hofeinfahrt meines Zuhauses einfahre. Noch immer höre ich das Lied. Dieses eine, dass mich zurück zur Vergangenheit zieht. Ich fahre an einem Spielplatz vorbei. Zwei Kinder, ich schätze sie zwischen 5 und 7 Jahren, sitzen auf den Schaukeln und lachen, so laut sie können. Ihre Mütter unterhalten sich und bringen ebenfalls ein Lächeln hervor. Der Moment zerrt mich in meine eigene Kindheit. Nie wollte ich wachsen, nie erwachsen sein und Verantwortung übernehmen. Immer Kind sein, nicht altern. Ich dachte, meine Familie würde auf Ewig bei mir sein, für immer am Leben. Ich wollte mein Lebenlang beschützt werden. Vor den bösen Monstern unter meinem Bett, vor der Dunkelheit. Davor, alleine die Straße zu überquären. Ich dachte man warnt mich vor der Tatsache, wie unfair die Menschen sein können. Dachte, die Tiere seien das größte Geschenk und muss sie dennoch Tag für Tag auf schrecklichste Art und Weise sterben sehen, selbst wenn ich es nicht sehe. Ich wollte davor beschützt werden, alleine mit dem Schlitten den steilen Berg hinabzufahren. Beschützt werden, wenn meine Mitschüler auf mich losgingen. Doch vorallem vor den immer wiederkehrenden Momenten, mit meinem Cousin alleine, zu zweit in einem Raum zu sein. Ich fahre in die Straße und zu dem Haus, in dem ich seit meiner Geburt lebe. Setze zum Rückwärtsfahren an und sehe vor mir meinen Nachbar und seinen Sohn, der nicht älter als zwei Jahre ist. Der Junge spielt mit dem restlichen Schnee, der auf dem Gehweg liegt. Er sieht meinen Blick und fängt an zu lachen. An seinem Arm hält ihn sein Vater fest. Ich stelle den Motor ab, schnappe mir meine Tasche und laufe die Treppe hinauf. Ich gehe in mein Zimmer, werfe die Sachen auf mein Bett, setze mich mit meiner vollen Packung Zigaretten und einem Kaffee raus auf die Terasse. Die Gefühle lassen für einen Augenblick nach.