06 Juni 2014

Ich ziehe mir meinen neuen Monokini an. Normalerweise trage ich keine Monokinis, doch dieser ist wirklich schön. Schlicht und schwarz mit weißen Nähten. An den bewundernswerten dünnen Models aus dem Internet sah er gut aus. Er ließ die Knochen der jungen Frauen hervorstechen und veranlasste ihren Wert in einer höheren Position der Schönheit. Mit dem schlechten Gewissen stelle ich mich vor meinen Spiegel. Der typische Spiegel mit der weißen Umrandung von Ikea, der jegliche Körperfigur um ein paar Gramm weniger spiegeln lässt. Doch trotz der eleganteren Erscheinung bleibt mir die Realität nicht verborgen. Ich drehe mich in das Profil, sehe nach vorne in den Schminkkommodenspiegel, ebenfalls von Ikea, und vor meinen Augen lässt mich der Anblick meines wahrhaften Körpers erstarren. Zu viele Rundungen wirken auf mich ein, zu viel Unglücklichsein entwickelte sich zu einer zu hohen Zahl auf der Waage, die ich seit Wochen bewusst meide. In meiner rechten Hand halte ich mein Handy, ich tippe auf das Symbol der Kamera, schließe sie jedoch nach wenigen Sekunden wieder. Einen weiteren Blick in den Spiegel, oder gar auf den Display, der fast zersprungen ist, wage ich nicht. Ich ziehe mir eine kurze Hose an, ein weites Shirt mit dem Aufdruck einer Babyrobbe und sehe mir das letzte Fußball-Länderspiel vor der Weltmeisterschaft an, während ich meinen Schokopudding esse.