06 Juli 2014

Mitten in der Menge, in meinem weißen Shirt, welches ich durch das Premiumticket geschenkt bekam, dringt der Bass in meinen Körper. Beide Arme in die Luft halten, versuchen in dem Gedränge im Tackt der Musik zu springen. Wir zählen von zehn abwärtz, die Sekunden kommen mir wie Stunden vor. Drei, zwei, eins, der strahlendblaue Himmel verfärbt sich für eine kurze Zeit in ein buntes Paradies. Ich werfe die Farbtüte beiseite, kann nichts mehr sehen, nichts erkennen. Ich schnappe nach Luft, kann nicht atmen durch das Pulver, das sich mittlerweile in ein dunkles grau zusammengemischt hat. Meine Augen brennen, ich fange an umherzuschwanken. Von links, nach rechts. Ich stolpere über meine eigenen Füße und versuche mich durch die Masse an die Seite durchzuschlagen. Die Menschen, die an dem Gitter sitzen, sehen schön aus. Bunt, voller Freude und guter Laune. Nun setze ich mich ebenso an den Rand und lehne mich an einem Plakat an. Rauche eine, rauche zwei, schließlich drei, bis ich merke, meine Beine fühlen sich schwer an. Sie kribbeln, kann nicht aufstehen. Die Sanitäter fragen mich, was los sei, was passiert ist, wie es mir geht. Ich kann nicht sprechen, kein Wort dringt durch meine Lippen. In dem kleinen, aufgebautem Zelt der Helfer setze ich mich auf die blaue Liege. Eine Frau und ein Mann mit den auffällig roten Hosen besprechen sich, sie messen meinen Blutdruck, stechen mir in den Finger und sehen anhand des Wertes, dass mein Blutzucker zu niedrig ist. Begleitet von der netten Frau, setze ich mich an die frische Luft auf eine Bank und trinke ein/zwei Becher Cola. Nach erneutem messen stimmen meine Werte, alles ist perfekt, es müsste mir gut gehen. Die Schwindelattacken jedoch lassen nicht nach, ich versuche aufzustehen, doch kann mich kaum halten und lasse mich zurück auf die Bank fallen. Ein weiterer Sanitäter kommt hinzu, er spricht mit mir. Er fragt mich, ob ich etwas eingenommen habe, da meine Pupillen merkwürdig klein scheinen. Immer wieder falle ich nach vorne, ich muss meinen Kopf mit Hilfe meiner Arme stützen. Die Leute starren mich an, während ich verlangsamt versuche den Rettern die vielen Fragen zu beantworten. Zittern, meine Beine fangen an zu zittern, mein gesamter Körper steht nicht unter meiner Kontrolle, ich habe keine Macht. Eine 3/4h später rufen sie den Krankenwagen, der nach ca. 10 Minuten eintrifft. Ich höre die Stimme eines jungen Mannes, der mich fragt, wie mein Name lautet. "November, können Sie aufstehen und mit uns in den Krankenwagen laufen?" An beiden Armen umfesseln mich die Hände der Sanitäter, die mir versuchen aufzuhelfen. Meine Augen sind geschlossen, ich spüre den Boden unter meinen Beinen nicht mehr und kippe zurück auf die Bank, während mich die beiden Herren versuchen festzuhalten. Irgendwo im Hintergrund höre ich jemanden sagen: "Wir holen die Liege, es hat sonst keinen Sinn.". Dieser Schwindel nimmt mich komplett ein, die Sanitäter versuchen mit mir zur Liege, die bloß ein paar Schritte von mir entfernt steht, zu laufen. Wieder schwanke ich von der einen, zur anderen Seite, doch ich werde aufgefangen. Im Krankenwagen öffne ich meine Augen, ich spüre einen tiefen Schmerz an meinem linken Handrücken und sehe, wie eine rosafarbene Nadel in meiner Ader sticht und eine farblose Flüssigkeit aus einem Beutel durch den Schlauch in mich hineinläuft. Bekomme keine Luft, denn Kabel liegen um meinen Kopf herum. Ich spüre, dass mir die Tränen das Gesicht hinunterlaufen. Der junge Mann kümmert sich, er ist nett, er redet mir Mut zu. Seine Hand streicht über meinen vernarbten Arm, er hält ihn fest und spricht: "Es passiert Ihnen nichts!". Die Fahrt dauert eine gefühlte Ewigkeit, ich sehe verschwommen und mein Kopf dröhnt. Immer wieder frage ich mich, was diese Tests sollen. Denn ich selbst weiß, dass meine Werte gut sind. Nach langem warten im endlos weitem Gang der Etage, auf die ich gefahren wurde, folgten Gespräche. Viele Gespräche mit vielen unterschiedlichen Ärzten, die immer wieder auf meinen Arm blickten. "Das ist vorbei.", wurde zu meiner Standartantwort und schließlich ließen mich die Menschen in den weißen Kitteln nach drei Stunden liegen auf einem weißen Bett, welches nun von viel, bunter Farbe bedekt ist, das Krankenhaus mit folgender Diagnose verlassen. Panikattacke mit Hyperventilation.

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